Sitzungsvorlage - V/2023/072

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Beratungsfolge

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Beschlussvorschlag

Der Jugendhilfeausschuss nimmt die Angebote des Pflegekinderdienstes und der Erziehungsstellenberatung zur Kenntnis.

 

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Finanz. Auswirkung

Finanzielle Auswirkungen (einschl. Darstellung der Folgekosten Sach- und Personalaufwendungen sowie Folgeerträge):

 

1. Gesamtkosten

 

x

Pflichtaufgabe

 

Freiwillige Aufgabe

 

Haushaltsmittel stehen zur Verfügung 

 

 x

ja

 

nein

 

 

x

im Ergebnisplan bei Aufwandskonto 0636310 Sonstige Leistungen für junge Menschen und ihre Familien

 

 

Auswirkungen auf den Klimaschutz:

 

x

keine Auswirkungen

 

 

positive Auswirkungen

 

 

negative Auswirkungen

 

 

 

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Sachverhalt

Sachverhalt:

 

Der Bedarf an Vollzeitpflegestellen, besonders aber auch an FBB-Stellen für eine kurzfristige Unterbringung in Krisensituationen, ist in den letzten Jahren unverändert gestiegen. Die Erziehungsstellenberatung und der Pflegekinderdienst haben häufig Probleme, Erziehungsstellen und Pflegefamilien zur Verfügung zu stellen. Dies führt dazu, dass in der Not freie Träger angefragt werden müssten, die zunehmend Pflegefamilien gem. § 33 SGB VIII ausbilden und den Jugendämtern zur Verfügung stellen. Diese werben mit einer attraktiveren Bezahlung und umfassenden Angeboten zur Begleitung, Beratung und Entlastung im Alltag. Die Belegung von freien Trägern der Jugendhilfe würde zu einer deutlichen Kostensteigerung im Bereich der Unterbringungen führen.

 

Um dem gestiegenen Bedarf an Pflegefamilien und Erziehungsstellen gerecht werden zu können, wird der zuständige Fachdienst in der Abteilung 51.3 – Soziale Dienste des Jugendamtes neben den aufgeführten Angeboten im Jahr 2023 insbesondere durch eine zeitgemäße und zielgruppengerechte Werbung die Akquise von neuen Pflegefamilien und Erziehungsstellen intensivieren.

 

 

Durch die Gesetzesnovellierung des SGB VIII erwartet der Gesetzgeber von den Jugendämtern einen deutlichen Fokus auf den Kindesschutz für fremduntergebrachte Kinder. Diese sollen mehr an der Hilfeplanung und ihrer Zukunftsgestaltung partizipieren. Das Jugendamt Herzogenrath hat daher im Fachdienst Erziehungsstellenberatung und Pflegekinderdienst entschieden, dass die beiden Arbeitsbereiche zukünftig noch enger zusammenarbeiten werden, um den Erwartungen des Gesetzgebers gerecht zu werden. Bereits seit vielen Jahren ist es gängige Praxis, dass beide Arbeitsbereiche gemeinsame Angebote für Pflegekinder vorhalten, die der Vernetzung der Kinder untereinander und dem vertrauensvollen Kontakt zu den Mitarbeiter*innen des Jugendamtes dienen. Dies wurde, mit Ausblick auf ein Schutzkonzept für Pflegekinder, schon im Jahr 2022 intensiviert. Regelmäßige Gruppenangebote für Pflegekinder ab 10 Jahren wurden mit großer Beteiligung angenommen.

 

Ebenso fand im Herbst des vergangenen Jahres ein Herbstferiencamp des Jugendamtes in der BDKJ Bildungsstätte Rollefer Berg statt. Dieses ist ursprünglich der Idee entsprungen, Pflegeeltern in ihrer Erziehungssituation zu entlasten. Die intensive Zeit der Mitarbeiter*innen mit den Pflegekindern schafft Vertrauen in das Jugendamt. Aus diesem Grund werden 2023 weitere regelmäßige Aktionen für Pflegekinder angeboten. Auch ein Feriencamp wird in Kooperation des Fachdienstes ausgerichtet. Durch die personelle Erweiterung sollen zudem attraktive Angebote für Kinder unter 10 Jahren geschaffen werden.

 

 

Angebote des Arbeitsbereiches Pflegekinderdienst im Jahr 2023

 

 

  1. Gruppenarbeit mit Pflegefamilien

 

Die Gruppenarbeit und Fortbildungsangebote mit Pflegeeltern zielen darauf ab, Pflegeeltern untereinander zu vernetzen und zu qualifizieren. Im Kontext der kollegialen Beratung, begleitet durch die Mitarbeiter*innen des Pflegekinderdienstes, werden Themen wie aktuelle Krisen im häuslichen Umfeld, die Auseinandersetzung mit der Biografie und der Herkunftsfamilie sowie Erziehungsfragen bearbeitet. Das System Pflegefamilie wird gestärkt.

 

  1. Bewerberseminar für Pflegefamilien

 

Die Anforderungen an Pflegefamilien sind in den letzten Jahren komplexer geworden. Aus diesem Grund haben die Jugendämter Alsdorf, Herzogenrath und Würselen, die das Bewerberseminar in Kooperation durchführen, entschieden, Inhalte und Umfang des Seminars zu erweitern. Die Vorbereitung umfasst mittlerweile 70 Zeitstunden und wird durch einen erfahrenen Referenten angeleitet. Das Seminar wird durch die Fachberater*innen der Jugendämter begleitet, um die Pflegeeltern umfassend kennenzulernen. Diese Vorgehensweise ermöglicht folgend eine passgenaue Unterbringung von Pflegekindern. Um den zunehmenden Bedarf an kurzfristigen Unterbringungen jüngerer Kinder in der familiären Bereitschaftsbetreuung (FBB) decken zu können, ist die Ausbildung der Pflegeeltern um ein entsprechendes Modul erweitert worden. Somit werden alle teilnehmenden Bewerberfamilien im Anschluss der Ausbildung für die FBB qualifiziert sein.

 

  1. Ausflug mit den Pflegefamilien

 

Der gemeinsame Ausflug mit den Pflegefamilien dient der Kontaktpflege der Pflegekinder und Pflegeeltern untereinander. Das Gemeinschaftsgefühl der Pflegefamilien soll gestärkt werden. Gefördert wird damit die Vernetzung der Familien als Grundlage für eine gegenseitige Entlastung. Die Mitarbeiter*innen des Jugendamtes werden außerhalb des amtlichen Kontextes erlebt, was wichtiger Bestandteil der Beziehungsarbeit im Pflegekinderwesen ist.

 

  1. Verwandtenpflegeschulung

 

Die seit 2010 stattfindenden Schulungen haben sich bewährt und werden von den Pflegeeltern gut angenommen. Die Fallzahlen sind weiterhin steigend und die Verwandtenpflege umfasst mittlerweile mindestens 50% der Gesamtunterbringungen.

In Zusammenarbeit mit den Pflegekinderdiensten des Arbeitskreises der StädteRegion Aachen erfolgt 2023 eine Schulung von Verwandten mit einer bewährten Referentin.

 

 

  1. Pflegefamilien-Wochenende

 

Wochenendveranstaltungen für Pflegefamilien mit ihren Kindern dienen der Unterstützung und Förderung der Familienstruktur. Pflegeeltern und Pflegekinder können sich untereinander in den Austausch gehen und sich nachhaltig vernetzen. Dies dient der Stärkung des Familiensystems. Pflegekinder erleben ihre Ansprechpartner*innen im Jugendamt in einem freien Kontext, was der Partizipation des Kindes und der Zusammenarbeit mit dem Jugendamt dienlich ist.

 

  1. Aktivitäten mit Pflegekindern

 

Durch die Novellierung des SGB VIII im Jahr 2021 wurde die Entwicklung eines Schutzkonzeptes für Pflegekinder in den Jugendämtern erforderlich. Innerhalb der StädteRegion Aachen entwickeln die Jugendämter im Arbeitskreis der Pflegekinderdienste ein gemeinsames Schutzkonzept. Dieses wird im Laufe des Jahres 2023 fertiggestellt sein.

 

Das Jugendamt Herzogenrath hat für sich bereits vor der Fertigstellung des gemeinsamen Konzeptes entschieden, aktiv die Angebote für Kinder und Jugendliche, die in Pflegefamilien leben, in ihrer Häufigkeit zu erhöhen. Somit wird dem Bedarf an Partizipation der Kinder und Jugendlichen durch einen intensiveren Kontakt mit den Ansprechpartner*innen im Jugendamt Rechnung getragen.

Aus dieser Idee heraus hat sich mittlerweile eine feste Gruppe von Pflegekindern gebildet, die seit dem vergangenen Jahr regelmäßige Angebote des Pflegekinderdienstes wahrgenommen hat. Die Zielgruppe im Jahr 2022 umfasste die Altersgruppen von 10 Jahren bis zur Volljährigkeit. Durch die Aufstockung des Personals im Pflegekinderdienst seit dem 01.02.2023 können auch Angebote für die jüngeren Pflegekinder geschaffen werden.

 

Insgesamt hat sich gezeigt, dass positive gemeinsame Erlebnisse der Kinder und Jugendlichen mit den Mitarbeiter*innen des Jugendamtes sich nachhaltig auf die Zusammenarbeit auswirken. Die Kinder/Jugendlichen lernen ihren Ansprechpartner*innen zu vertrauen und werden gestärkt, am Hilfeprozess aktiv zu partizipieren. Dies hat zur Folge, dass aufkommende Krisensituationen besser gemeinsam überstanden werden können. „Wen man gut kennt, dem kann man besser vertrauen!“

 

  1. Aktivitäten mit Pflegemüttern und Pflegevätern

 

Die geschlechtsspezifische Arbeit mit Pflegeeltern hat sich in den letzten Jahren im Jugendamt Herzogenrath nachhaltig bewährt und wird von den Pflegeeltern sehr geschätzt.

Die Angebote für Mütter und Väter dienen vor allem dem Austausch untereinander und der Erholung vom Alltag. Auch können geschlechtsspezifische Themen in der Gruppe besprochen und nachhaltig bearbeitet werden.

Während die Pflegemütter bereits seit vielen Jahren die Angebote sehr schätzen und aktiv wahrnehmen, hat sich in den letzten Jahren eine feste Pflegevätergruppe etabliert. Aufgrund der Personalausstattung (männliche Mitarbeiter) sind die Jugendämter Würselen und Herzogenrath derzeit die einzigen innerhalb der StädteRegion Aachen, die ein solches Angebot für Pflegeväter vorhalten können.

 

 

  1. Fachtag Pflegefamilien am 25.11.2023 im August-Pieper-Haus in Aachen

 

Zur Fortbildung der Pflegeeltern organisiert der Arbeitskreis der Pflegekinderdienste in der StädteRegion jährlich einen Fachtag. Dieser wird im kommenden Jahr im August-Pieper-Haus in Aachen stattfinden. Mit Unterstützung des Instituts für sozialpädagogische Praxisforschung und -entwicklung werden sich die Teilnehmenden mit dem Thema „Schutzkonzepte in der Pflegekinderhilfe“ auseinandersetzen.

 

  1. Weihnachtsfeier für Pflegefamilien Dezember 2023

 

Zum Jahresabschluss wird den Pflegefamilien die Gelegenheit geboten, sich in geselliger Atmosphäre auszutauschen.

 

 

Angebote des Arbeitsbereiches Erziehungsstellenberatung im Jahr 2023

 

  1. Bewerberseminar

 

Die Kooperation mit den Jugendämtern der Städte Alsdorf, Eschweiler und der StädteRegion Aachen wird im Hinblick auf die Schulung von Bewerbern in 2023 fortgesetzt.

Das Seminar ist Voraussetzung, um ein Erziehungsstellenkind aufnehmen zu können.

Aktuell ist es sehr schwierig, pädagogisch ausgebildete Bewerber für die Erziehungsstellenarbeit zu finden. Insofern wird bei Bedarf u.U. eine Einzelschulung erfolgen.

 

  1. Gruppenarbeit und Fortbildungsangebote für Erziehungsstellen

 

Es sind acht Gruppenabende für Erziehungsstelleneltern zum Austausch in 2023 terminiert. Die Gruppenarbeit erfolgt in Kooperation zwischen den Jugendämtern Herzogenrath und Alsdorf.

Ein gemeinsamer Fortbildungstag wird in 2023 ebenfalls angeboten werden. Geplant ist aktuell ein Tagesseminar zum Thema Biographiearbeit. Die Planung obliegt den Jugendämtern der Kooperation gemeinsam. 

 

  1. Weitere Veranstaltungen für Erziehungsstellen

 

In 2023 wird wieder ein Tagesausflug stattfinden. Die Planung erfolgt durch die Stadt Eschweiler und die Städteregion Aachen und richtet sich an alle Erziehungsstellen der Kooperationspartner. Geplant ist ein Ausflug in ein Familienmuseum nach Köln.

Darüber hinaus ist ein Entlastungswochenende in Blankenheim mit den Kindern und Jugendlichen der Erziehungsstellen geplant, welches voraussichtlich im September 2023 stattfinden wird. Die Planung erfolgt aktuell durch das Jugendamt Herzogenrath und das Jugendamt Alsdorf.

 

Angesetzt ist ebenfalls ein Weihnachtsfest für die Erziehungsstellen der Kooperationspartner. 

 

 

Rechtliche Grundlagen:

 

Gemäß § 16 SGB VIII-Kinder –und Jugendhilfe-sollen Müttern und Vätern, anderen Erziehungsberechtigten und jungen Menschen Leistungen der allgemeinen Förderung in der Erziehung angeboten werden. Sie sollen dazu beitragen, dass Mütter, Väter und andere Erziehungsberechtigte ihre Erziehungsverantwortung besser wahrnehmen können.

 

Insbesondere der § 33 SGB VIII ist die Grundlage für die Arbeit im Pflegekinderdienst und der Erziehungsstellenberatung.

 

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Wettbewerbsregister/Stellungnahme ÖRP

 

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